Donnerstag, 25. Februar 2010

Rob got the job

Ein echtes Abenteuer:


morgens mit den ersten Sonnstrahlen aufstehen, dann in Ferienlagerstimmung hinten auf einem Jeep mit 7 halbnackten Australiern raus ins Nichts fahren, quer durch die Felder, irgendwo anhalten, barfuß durch die Plantage wandern, bewaffnet mit einem rasiermesserscharfen Degen, die Sonne im Gesicht, das eizige Geräusch ist das des Treckers, der einzige Begleiter der Truppe. Nach und nach füllt sich der Anhänger mit goldgelben, frisch gepflückten Bananen, wo nur noch der Dole-Aufkleber fehlt, damit der Platz in der Obsttheke im Supermarkt gesichert scheint.
Zwischendurch wird aus dem 10-Liter-Kanister Eiswasser getrunken und es kommt auch vor, dass der ein oder andere Eiswürfel über die gebräunte Körper geschüttet wird.
Nach 8 Stunden harter Arbeit dann der Feierabend, alle sind gut drauf, zurück nach Hause.





Die Realität:


morgens um halb sechs verschwitzt aus dem Bett quälen, zur Bushaltestelle tapern, das dritte Paar Socken und die Gummistiefel sind noch nass vom Tag vorher, die Hände gehn gar nich mehr sauber. Mit 120 Leuten in Reisebussen zur größten Farm am Platz gekarrt werden, zack zack in den Jeep, 7 Uhr gehts los, die australischen Jungs schmunzeln über meine Gummistiefel, mein Tshirt. Sie tragen nur Shorts, sonst nix. Keine Schuhe, keine Kappe gegen die drückende Sonne oder den sintflutartigen Regen.
Dann von Pause zu Pause denken. Entweder stehe ich auf dem Anhänger, nehme die bis zu 90 Kilo schweren Bananenstauden an, fahre den Trecker oder trage die eben erwähnten Bananenstauden vom Baum zum Anhänger. Ein Australier schneidet sie ab mit einer Machete. Bei jeder Staude der Respekt, die Angst, kommt ne Schlange raus? Eine der giftigen? Oder doch nur eine Ratte? Wenn alles gut läuft, nur altes Brackwasser, das sich seit 2 Wochen oben auf der in einen Plasticksack verpackten Staude gesammelt hat. Bloss nicht umfallen oder gar die Bananen hinschmeissen. Denn der Leitsatz lautet:
BE GENTLE WITH THE BANANAS!
Jeder Ditsch soll verhindert werden, denn die grünen, stinkenden Dinger haben ja noch einen laangen Weg bis zum Supermarkt vor sich. Gestern, am ersten Tag, bin ich zweiMal unter der Last gescheitert, heute nur einmal, dafür aber kurios; zusammengesackt, den riesigen Bananenhaufen auf den Schultern, auf den Knien gelandet, aufgeschürft. Aber die Bananen HAB ICH NICHT FALLENLASSEN! Ein Lacher für alle. Für mich auch. Alles ist brackig, riesige Moorlandschaften wechseln sich mit furztrockenen Feldern ab. Überall Viecher, die man sonst eher im Zoo erwartet, aber in einem, der irgendwo im Keller ist.


NACH der Dusche, NACH der Kernseife, NACH der Nagelbürste, NACH dem ersten Tag...

8 Stunden hat der Tag, durchbrochen von 3 Pausen, zu denen sich alle Arbeiter in der Fabrik treffen. Mikrowelle, Wasserkocher und IMMER HÄNDE WASCHEN. Es gibt nämlich noch eine Angst: Lepto. Das ist eine Krankheit, die durch Tierurin übertragen wird. Das Brackwasser, das ich eben erwähnt habe, ist nämlich nicht immer nur Wasser. Wenn son Schwall dann über einen drüberfließt, wollte man MundNaseAugen zu haben und alle offenen Wunden gut zugepflastert. Wenn da nämlich eben erwähnte (entschuldigung) Pisse reinläuft, kanns heikel werden. Lepto macht Fieber, Schlappheit, willgarnichtwissen,wasnochalles und es ist natürlich vor zwei Wochen auf UNSERER Farm jemand dran gestorben. Naja, ob ich das glauben soll... Aber deshalb heißt es immer fein Hände waschen.

Auf jeden Fall ist immer alles nass, von oben bis unten. Ich habe mir vorher sogar so Stulpen gekauft aus Regenjackenstoff, die man über die Öffnung der Gummistiefel macht, damit nix reinhüpft oder reinläuft oder reinsuppt. Keine Chance. Nasse Füße ab 07:02 Uhr. Keine Ahnung, wo das ganze Wasser immer herkommt.



Unterm Strich:

bin ich saufroh, dass ich GENAU DIESEN diesen Job ergattert habe! Die Jungs scheinen alle nett, unser Chef der Crew ist auch sehr nett, auch wenn er in seinem nächsten Leben Drill-Instructor werden sollte. Motherfucking fucking bastard without a fucking brain in your fucking asshole-head. So hat er heute den einen von uns genannt, als er mit dem Trecker gegen einen anderen Anhänger gerammt ist. Zurecht! Aber danach gelacht, ihm eine Kopfnuss gegeben und gut war. Das passt schon, muss man nur zu händeln wissen.
Ich hab Abwechslung, bin auf einer superorganisierten Farm gelandet, bin draussen (es gibt neben den 80 Frauen noch bestimmt 20 Jungs, die IN der Fabrik arbeiten, d.h. Fließband, Bananen sortieren, auseinanderschneiden, einpacken, etc...), kann evtl einmal im Monat Sonntags arbeiten für doppelt Kohle und komm körperlich ordentlichst in Schwung. Unser Drillinstructor bietet vor jeder Pause 20 Liegestütze an. Wer Lust hat, macht mit, also fast alle. Ich noch nicht, bin froh, wenn ichs zur Pause die Stufe in den Jeep hochschaffe. Aber ich bin guter Hoffnung, denn die Jungs sind teilweise 2 Köppe kleiner als ich, haben 65 Kilo auf den Rippen und schleppen die großen Stauden, als wärns drei Bananen für zu Hause ausm Supermarkt. Übung. Kommt. In 1-2 Wochen gehts mir wahrscheinlich genauso und ich muss nicht mehr um neun völlig gerädert mit einem einzigen großen Muskelkater namens Robert ins Bett. Bin froh, dass ich Mittwochs den Job ergattert habe, so dass meine erste, harte Woche nur 3 Tage hat.



Ein Highlight des Abends: ich hab in der Düsseldorfer UniKlinik angerufen, sie hört sich wieder an wie die Alte!!!!! Unglaublich, aber wahr.

Jupieh!



Fazit: ich hasse Bananen.

3 Kommentare:

  1. Hi Rob,
    Du hast meinen Respekt aber auch mein allergrößtes Mitleid...
    Und zu Deinem Highlight des Abends: Sie IST fast schon wieder die Alte. Habe sie gestern laufen sehen. TOLL!!! Wer hätte das gedacht?!?
    LG Zeely

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  2. Ja sowas...mein kleiner Bruder gibt ganz groß Gas...am weitesten auf der Welt von seiner Heimat entfernt fängt er an seinen Körper zu schinden. Großes Kino, möcht ich sehn! Aber ich hab mir ja auch Gedanken gemacht: Hab hier noch ein so Paar Küchenhandschuhe unter der spüle gefunden, könntest du die gebrauchen? Motherfucking Bastard?? Freu mich, Gruß

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  3. HI Robbi,

    ja - das Leben ist kein Ponyhof... aber nimm mit - was kommt... :-)
    Have fun - und genieß es (trotz der mittlerweile verhassten Bananenstauden :-D )

    Liebe Grüße
    Caroline

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